Virtual Reality ist nicht nur für Privatpersonen interessant. Auch immer mehr Unternehmen nutzen VR-Anwendungen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. So kommt VR bereits flächendeckend in der Industrie zum Einsatz. Produkte lassen sich lebensecht im Metaverse präsentieren; Immobilienmakler bieten virtuelle Touren an, und Mitarbeiter trainieren komplexe Abläufe mithilfe von VR-Headsets. Eventuell ersetzen diese Geräte in Zukunft sogar das Büro und den Konferenzraum.
In dieser Übersicht zeigen wir Ihnen die beliebtesten VR-Anwendungen für Unternehmen. Außerdem beleuchten wir die Risiken und verraten, was Firmen bei der Umsetzung beachten sollten.
VR Anwendungen für Unternehmen – ein wachsender Trend
Virtual Reality wurde lange Zeit belächelt. Die Technologie galt als Spielerei für Privatpersonen – etwa Gamer, die zuhause in virtuelle Welten eintauchen. Das hat sich mittlerweile geändert. VR-Brillen werden nicht nur immer leistungsstärker. Auch die Software, und damit die Anwendungsgebiete, erweitert sich stetig.
Es verwundert also nicht, dass Firmen auf den VR-Zug aufgesprungen sind. Nach einer Bitkom-Studie (2022) nutzt jedes fünfte Unternehmen Virtual Reality in der ein oder anderen Form. 30 % können sich den Einsatz vorstellen oder planen ihn bereits. Besonders verbreitet ist VR in der Industrie. Dort setzen Statistiken zufolge bereits 75 % aller Firmen Virtual oder Augmented Reality ein.
Dieser Trend dürfte sich in den nächsten Jahren weiter fortsetzen. 2020 wurde der Wert der VR-Branche auf 22,9 Milliarden USD geschätzt. Experten rechnen mit ganzen 50,3 Milliarden USD im Jahr 2028.
Neben erschwinglicher Hardware spielen vor allem die Konsumenten eine Rolle. 45 % aller VR-Nutzer fallen unter die Kategorie „Gen Z“. Junge Menschen wachsen immer selbstverständlicher mit Virtual Reality Anwendungen auf. So können Unternehmen, die VR einsetzen, in Zukunft auf eine breite Akzeptanz zählen.
Virtual Reality in Unternehmen – Einsatzgebiete
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, VR im Unternehmen einzusetzen. Sie reichen vom Mitarbeiter-Training über Design und Produktion bis zu virtuellen Touren. Einige Beispiele für VR Einsatzgebiete sind:
Ausbildung und Training
Die Ausbildung von Mitarbeitern wird nicht nur immer komplexer – sondern auch teurer. Hier versprechen VR-Brillen Abhilfe. Beispiele gefällig? Die Deutsche Bahn setzt bereits Virtual Reality ein, um Gefahren auf der Strecke zu simulieren; Lufthansa trainiert seine Piloten und Flugzeug-Crew mit VR-Anwendungen, und bei Volvo bauen Auszubildene Trucks im Metaverse zusammen.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Trainees können Fehler machen, ohne sich oder andere in Gefahr zu bringen. Das ist vor allem für Lokführer und Piloten wichtig – aber auch für Chirurgen, die am virtuellen Patienten das Operieren üben.
Unternehmen wiederum sparen Kosten. VR-Trainings lassen sich weitaus günstiger und einfacher umsetzen als Schulungen in der echten Welt. Teure Trainingszentren oder Simulatoren fallen weg. Die Teilnehmer müssen nicht einmal zum Unternehmen fahren. Entsprechende Hardware vorausgesetzt, führen sie das Übungsprogramm ganz einfach zuhause durch.
Übrigens sind VR-Trainings nicht auf technische Anwendungen beschränkt. Auch die Hotelkette Hilton setzt VR ein, um ihre Mitarbeiter zu schulen. Simulierte Tasks reichen vom Check-in bis zum Bettenmachen. Der Vorteil: Handgriffe gehen so schneller in Fleisch und Blut über – essenziell, wenn sie hunderte Male pro Tag erfolgen. Sogar der Umgang mit Kunden kann trainiert werden. Dank ausgeklügelter KI sind Virtual Reality-Anwendungen bereits in der Lage, Emotionen und Stimmungen zu simulieren. So sollen Trainees sich besser in ihre Kunden hineinversetzen.
Produkt-Design und Fertigung
Nahezu alle Produkte, die heutzutage hergestellt werden, entstehen zuerst am PC. Dort liegen sie als 3D-Modell vor. Sie lassen sich jedoch nicht nur auf dem Bildschirm betrachten. Stattdessen setzen Produktdesigner und Ingenieure ihre VR-Brille auf. Sie sehen das Modell in voller Größe, können Designfehler leichter erkennen und sogar die Funktionalität testen. Das macht teure Prototypen überflüssig.
Auch in der Fertigung haben sich VR-Brillen durchgesetzt. Man spricht hier von Augmented oder Blended Reality. Ein Beispiel: Mitarbeiter sehen das Produkt durch ihr Headset. Nun können Anweisungen direkt im Sichtfeld eingeblendet werden, um die Arbeitsschritte effizienter zu gestalten.
Ein weiterer Anwendungsfall ist die Wartung und Reparatur von Geräten. Nicht immer besitzen Mitarbeiter das nötige Know-how dafür. Bis ein Techniker Zeit hat, kann es dauern. Abhilfe verspricht Remote Maintenance. Dabei verbindet sich der Techniker mit einem Experten, der die Reparatur aus der Ferne anleitet. Beide sehen dank VR-Brille dasselbe Gerät. So kann der Experte Anweisungen geben und direkt auf das Headset schicken. Der Techniker wiederum hat beide Hände für die Reparatur frei.
Logistik
Virtual bzw. Augmented Reality spielt auch in der Logistik eine Rolle. Nehmen wir zum Beispiel große Lagerhäuser. Hier kann es lange dauern, bis Mitarbeiter ein bestimmtes Produkt gefunden haben. VR-Brillen erleichtern die Suche. Eine Software registriert den Standort aller Waren und sendet deren Position direkt auf das Headset. Die Suche nach dem Produkt wird so wesentlich einfacher. Natürlich profitieren auch Endkunden. Sie könnten in Zukunft mit VR-Brille durch ein Geschäft schlendern. Hinweise und Pfeile im Sichtfeld zeigen dann, ob der gewünschte Artikel vorrätig ist und wo er sich befindet.
Virtuelle Meetings
Die Ära physischer Meetings scheint spätestens seit Corona vorbei zu sein. Manche Mitarbeiter arbeiten im Home-Office; andere sind auf Dienstreise. Bleibt nur der Austausch über Video-Software wie Zoom und Teams. Doch diese können die Face to Face-Interaktion kaum ersetzen. Auch Teambildung wird schwierig, wenn die Kollegen nur als kleine Videofenster sichtbar sind.
Hier kommen VR-Meetings ins Spiel. Diese finden in einem virtuellen Konferenzsaal statt. Mitarbeiter setzen ihr Headset auf und betreten den Saal als 3D-Modell (Avatar). Sie können wie im echten Leben herumlaufen, sich umsehen und mit anderen Mitarbeitern interagieren. Ein weiterer Vorteil: Die Regeln der Physik gelten in VR nur eingeschränkt. So lassen sich Notizen, Präsentationen und räumliche Modelle nach Belieben platzieren und gemeinsam bearbeiten. Beim Design des Konferenzraums sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wer möchte, lässt sein echtes Büro lebensecht nachbauen – oder hält das Meeting in einer völlig neuen Umgebung ab.
Natürlich sollten Unternehmen beachten: „Lebensecht“ sind virtuelle Meeting-Apps wie Microsoft Team Mesh und MeetinVR nicht. Die Grafik-Leistung aktueller Headsets reicht kaum aus, um Mitarbeiter realistisch darzustellen. Stattdessen überwiegt ein simpler Cartoon-Look. Das dürfte sich jedoch bald ändern, denn VR-Brillen werden immer leistungsstärker. Apples VisionPro macht es vor. Dieses Gerät nutzt Kameras und Sensoren, um Personen täuschend echt nachzubilden. Sogar Augen- und Lippenbewegungen lassen sich simulieren. In Zukunft werden wir vielleicht gar nicht mehr merken, ob wir es mit einer echten Person oder einem Avatar zu tun haben.
Virtuelle Büros in VR
Ein Monitor genügt vielen Mitarbeitern schon lange nicht mehr. Komplexe Tasks erfordern oft zwei oder drei Screens nebeneinander. Das mag die Produktivität erhöhen. Doch Firmen müssen diese Geräte kaufen und Platz dafür schaffen. Dazu kommt: Wenn Mitarbeiter unterwegs sind, können sie ihre Monitore nicht einfach mitnehmen.
VR-Brillen versprechen eine Lösung. Damit lassen sich Bildschirme virtuell in jedem Raum platzieren. Anzahl, Größe und Position spielen keine Rolle. Mit einer Bewegung sind die Monitore am gewünschten Ort. Und wie steht es um den Computer? Dieser wird überflüssig. Moderne VR-Brillen bringen die nötige Hardware zum Arbeiten selbst mit.
Erneut zeigt Apple, wie die Zukunft virtueller Büros aussehen könnte. Das Headset VisionPro funktioniert ganz ohne Controller. Stattdessen greifen Nutzer Inhalte wie im echten Leben mit der Hand. Verschieben, skalieren – sogar das Tippen auf einer virtuellen Tastatur ist möglich. So lassen sich komplette Arbeitsumgebungen mit nur einem Gerät simulieren.
E-Commerce
So praktisch Online-Shops sind – im Vergleich zu klassischen Geschäften haben sie einen Nachteil: Kunden sind auf Text, Bilder und (im Idealfall) Videos angewiesen, um ihre Kaufentscheidung zu treffen.
Hier bieten VR-Apps ungeahntes Potential. Produkte werden als 3D-Modell hochgeladen. Anschließend können Interessenten sie durch das Headset betrachten – bequem im Wohnzimmer, in Lebensgröße und aus allen Winkeln. Sogar die Interaktion ist möglich.
Bereits jetzt gibt es Beispiele dafür:
- So hat das Einrichtungshaus Lowe´s eine App erstellt, mit der Kunden ihre Traumküche virtuell planen können. Farben und Designs lassen sich mit einem Klick verändern. Anschließend gelangt der Kunde direkt zum Shop, wo er die Küche bestellen kann.
- Ähnlich geht Ikea vor. Mit der Ikea Place App werden Möbelstücke beliebig im Raum platziert. Kunden sehen auf einen Blick, ob die neue Couch zum Rest der Einrichtung passt. Die Größe entspricht der Realität. So entfällt nerviges Ausmessen.
- Oder soll es ein neuer Wagen sein? Die Audi VR Experience ermöglicht das Probesitzen in Virtual Reality. Kunden erhalten nicht nur einen besseren Eindruck von den Maßen. Sie können auch alle Ausstattungsmerkmale und Designs durchpropieren – selbst wenn der Händler vor Ort sie aktuell nicht vorrätig hat.
- Auch der Kunde selbst wird Teil der VR-Anwendung. Denkbar sind z. B. digitale Avatare, die ihrem Nutzer eins zu eins gleichen. Sensoren messen die Körpergröße. So können Kunden Kleidungsstücke und Schuhe anprobieren, ohne den Shop zu besuchen.
Kurzum: Virtual Reality-Apps machen das Kauferlebnis immersiver, einfacher und persönlicher. Sie bieten die Vorteile von „echten“ Geschäften – allerdings zu einem Bruchteil der Kosten. Verkaufsflächen fallen ebenso weg wie feste Öffnungszeiten. Stattdessen steht das VR-Shopping rund um die Uhr und überall auf der Welt zur Verfügung.
Virtuelle Rundgänge
Ein großer Vorteil von VR-Anwendungen ist die Skalierbarkeit. Neben Produkten wie Kleidung, Elektronik und Fahrzeugen können ganze Gebäude digital zugänglich gemacht werden. Das ist kostengünstiger als in der Realität – schließlich dienen nicht Mörtel und Stahl, sondern Bits und Bytes als Grundlage.
Anwendungen gibt es bereits jetzt zur Genüge:
Ein Beispiel ist der Immobiliensektor. Besichtigungen waren lange Zeit nur vor Ort möglich. Doch nicht alle Interessenten haben dafür Zeit. Die Alternative sind virtuelle Rundgänge. Kunden müssen lediglich ihr Headset aufsetzen. Schon schlendern sie durch täuschend echt nachgebaute Räumlichkeiten. Der Vorteil: Das Ganze funktioniert, bevor auch nur ein Stein steht. Wer z. B. sein Traumhaus plant, kann es aus allen Winkeln in VR betrachten. Anschließend lassen sich Änderungswünsche umsetzen.
Auch im Bereich Tourismus versprechen VR-Rundgänge großes Potenzial: Bereits jetzt können Gäste Zimmer und Ferienwohnungen virtuell begehen. Hotels verschaffen sich so einen Vorteil gegenüber Konkurrenten, die lediglich Bilder und Text anbieten.
Was Endkunden anzieht, gefällt auch Investoren. Geschäftsräume in VR vermitteln einen viel genaueren Eindruck als Fotos oder Beschreibungen. Die zeitaufwändige Anreise entfällt, und Unternehmen können eindrucksvoll demonstrieren, dass Digitalisierung für sie mehr als nur eine Floskel ist.
VR-Anwendungen – was Unternehmen beachten sollten
Virtual Reality bietet viele Vorteile für Unternehmen. Doch wie bei jeder neuen Technologie gilt: Die Umsetzung kann herausfordernd sein. Folgende Punkte sind entscheidend, damit VR für Unternehmen zum Erfolg wird:
Kosten
Zwar werden Virtual Reality Geräte immer erschwinglicher. Dennoch sollten Firmen diese Investition nicht unterschätzen. Alle Mitarbeiter mit der Hardware auszustatten, ist kostspielig. Dazu kommt: Wenn die Headsets nur zu bestimmten Anlässen benötigt werden – etwa für Events oder Schulungen – lohnt sich ein Kauf evtl. nicht. Gemietete VR-Brillen und Device as Service-Lösungen von VR Firmen bieten mehr Flexibilität. Dasselbe gilt für die Software: Eine eigene VR-App mag attraktiv wirken; doch die Kosten sind nicht zu unterschätzen. Kleinere Unternehmen greifen daher oft auf die Apps von Drittanbietern zurück. Diese können dann an die eigenen Anforderungen angepasst werden.
Die richtige VR-Hardware
Die Wahl der richtigen VR-Brille hängt vor allem vom Einsatzbereich ab. Sollen realistische, grafisch ansprechende Erlebnisse im Vordergrund stehen? Möchten Sie Mitarbeiter trainieren oder Produkte virtuell designen? Dann sind meist hochpreisige Headsets nötig. Für das ein oder andere Meeting oder Firmenevent in VR tut es dagegen auch ältere Hardware.
Ebenso wichtig ist die Ergonomie. Unternehmen sollten VR-Brillen mit hohem Tragekomfort und Qualitäts-Linsen wählen – vor allem, wenn die Brillen länger am Stück genutzt werden. Nur so lassen sich Beschwerden wie Nacken- und Augenschmerzen vermeiden. Eventuell ist ein Kompromiss nötig: Leistungsstarke VR-Hardware erhöht unweigerlich das Gewicht, während Mittelklasse-Headsets meist weniger wiegen und bequemer sind.
Schulung der Mitarbeiter
Virtual Reality Anwendungen sind kein Selbstläufer. Der Umgang mit ihnen will gelernt sein. Das gilt vor allem für ältere Mitarbeiter, die noch nie mit VR in Kontakt gekommen sind. Um alle Möglichkeiten auszuschöpfen und Frust zu vermeiden, ist eine fachkundige Schulung das A und O. Außerdem sollten Sie regelmäßig Feedback einholen. So sehen Sie, wie gut Mitarbeiter mit der VR-Technik zurechtkommen und wo Verbesserungspotential besteht.
Wartung, Reparatur und Datenschutz
Wie bei allen Geräten im Unternehmen gilt: Mit der Anschaffung ist es nicht getan. VR-Hardware muss installiert, nach Firmenvorgaben konfiguriert und aktualisiert werden. Dazu kommen Wartung und ggf. Reparatur. Sie sollten vorher genau ermitteln, ob ihre IT-Abteilung diesen Mehraufwand stemmen kann oder externe Partner hinzugezogen werden sollten. Auch Datenschutz ist ein wichtiges Thema. Das gilt vor allem bei Headsets, die biometrische Daten erfassen. Unternehmen müssen auf einen gesetzeskonformen Umgang mit diesen Daten achten. Beachten Sie: Virtual Reality ist ein relativ junges Phänomen. Dementsprechend herrscht aktuell noch viel Unsicherheit, was Regelungen und Gesetze betrifft.